Master Innenarchitektur-Raumkunst, Timo HeijnkSeite 3, Care Couture by Isw,Wdns
*Care Couture*
Collectibles by Isw,Wdns
between Cleaning and Couture
Sichtbare Codes der Luxuswelt und eine High-Fashion-Brand, die sich auf das Unsichtbare konzentriert. „Ich sehe was, was du nicht siehst“ transformiert mit ihrer ersten Kollektion unterschätzte Materialien des Alltags in hybride Collectibles – und stellt dabei die Frage nach Wert und Wahrnehmung.
Die *Care Couture* (CC) by Isw,Wdns besteht hauptsächlich aus gebrauchsfertigen Mikrofasertüchern – Utensilien, die üblicherweise im Dienst der Reinigung stehen, selten besonderen Wert empfinden und oft versteckt gehalten werden. Das Farbkonzept ist dem auffälligen 4-Farben-System der Reinigung untergeordnet: Rot, Gelb, Grün, Blau. Sie werden jeweils einem speziellen Reinigungsbereich zugeordnet. Putzlappen und Mode - funktional auf zwei Ebenen. Eine Utopie. Oder eine Wiederbelebung der arte povera? Die hybriden Designs verbinden Funktionalität mit konzeptueller Tiefe: Collectibles, die ebenfalls zur Reinigung genutzt werden können. Ein ironischer Kommentar auf die Codes von Exklusivität und Pflege. Mode und/ oder Werkzeug? Luxus und/oder Funktion?
launching 2nd July
Das Vier-Farb-System ist ein praxisbewährtes Verfahren zur farblichen Trennung von Reinigungsbereichen, das vor allem im professionellen Umfeld (Gebäudereinigung, Pflege, Büro, Gastronomie) eingesetzt wird. Es dient dazu, Hygienestandards einzuhalten und Kreuzkontaminationen zu vermeiden – also die ungewollte Übertragung von Keimen zwischen sensiblen Bereichen. Jede Farbe ist dabei einem bestimmten Reinigungsbereich zugeordnet. Durch die konsequente Trennung der Tücher, Schwämme und Reinigungstools nach Farben wird ein hoher Grad an Sicherheit, Übersicht und Professionalität erreicht. Das System ist branchenweit anerkannt, jedoch nicht gesetzlich vorgeschrieben – es beruht auf etablierten Empfehlungen und wird von vielen Fachbetrieben und Hygieneverordnungen empfohlen.
Die *Care Couture* bedient sich bewusst der ästhetischen Strategien und Codes der High Fashion, um das scheinbar Banale – Reinigungstextilien – in ein neues Bedeutungsfeld zu überführen. In Anlehnung an ikonische Marken wie Gucci, Louis Vuitton oder auch Maison Margiela entstehen hybride Objekte, die zwischen Mode, Funktion, Kommentar und Display oszillieren.
Das *CC*-Muster als rasterförmiges Ornament verweist formal auf Monogramm-Designs globaler Luxusmarken (GG, LV), jedoch ohne markenrechtliche Funktion – es dient hier vielmehr als visuelles Echo, das die Logik der Wiederholung aufgreift: Wiederholung im Muster wie in der Reinigungspraxis. Das Logo *I,W* erinnert in Anmutung und Typografie an klassische Markenembleme und signalisiert eine Art ironisch aufgeladene Institutionsbildung. Diese Eigenmarke der Reinigung verleiht dem Unsichtbaren eine visuelle Sprache – zugleich Referenz und Replik.
Auch in den Schnitten finden sich Zitate: Der Duvet Coat von Maison Margiela – eine Decke als Jacke – dient als formaler Bezugspunkt. Die Transformation eines schlichten, funktionalen Objekts in ein Kleidungsstück von Aura ist zentral für die *Care Couture*: Ein Mikrofasertuch wird Kleidung oder Tasche, ein Putzlappen wird Sammlerstück.
Ein weiteres Detail der Kollektion ist der Einsatz von wasserlöslichem Stickvlies – einem Textilmaterial, das ursprünglich als Trägermedium für Stickereien dient. In dieser Arbeit wird es zweckentfremdet und mit inhaltlichen sowie grafischen Elementen bedruckt, die auf gestalterische Codes der Modebranche und semantische Felder der Reinigung verweisen. Sobald das Kleidungsstück gewaschen wird, löst sich das Stickvlies vollständig auf. Was bleibt, ist der textile Ursprung: ein funktionaler Mikrofaserlappen. Die scheinbare Aufwertung entlarvt sich als fragile Oberfläche. Diese Umkehr formuliert eine stille Kritik am Ästhetisierungsprozess – sie paradoxiert und verhandelt den Übergang von Sichtbarkeit zu Unsichtbarkeit (von Schmutz zu Sauberkeit), sowie Fragen nach Wert und Dauer als fragile Größen innerhalb gestalterischer wie sozialer Ordnungen.
Die Präsentation folgt der Logik des Unberührbaren – Podest, Abstand, Licht – und evoziert so eine Distanz, die sonst nur der Luxusmode vorbehalten ist. *Care Couture* imitiert nicht, sie kommentiert. Die Codes der High Fashion werden zitiert, durch einfache Materialien unterwandert – und dadurch gestalterisch wie politisch umgedeutet.
Retail/Exhibition/Performance/Shortfilm/Fashion/Photography/Marketingalles und nichts, hopefully relevant in any way